Ich orientiere mich an der Lehre des klassischen Vedanta. Dies bezeichnet eine alte, aus Indien stammende Befreiungspraxis. Die Grundaussage des Vedanta ist, dass ich bereits vollkommen, glücklich und grenzenlos bin, dies aber aufgrund meiner Identifikation mit Gedanken, Gefühlen und mentalen Konzepten "vergessen" habe.

Mein Problem ist folglich nicht, dass mir irgendetwas fehlt, z.B. dass ich noch endlose Erfahrungen machen müsste, um endlich vollkommen zu werden, oder dass ich mich resigniert damit abfinden müsste, nun einmal begrenzt zu sein. Vielmehr geht es darum, klar und endgültig zu begreifen, wer im Wechsel der Erfahrungen stets identisch, d.h. vollkommen bleibt. Dies bin ICH, der Beobachter. Wenn wir erkennen, wer wir sind, um damit unserer innewohnenden Glückseligkeit wieder gewahr zu werden, dann geschieht dies nicht durch irgendwelche Wunderkuren, Pseudogurus und Energieerfahrungen, sondern schlicht durch die schrittweise Beseitigung unserer Unwissenheit. Es ist nur unsere falsche Interpretation der "Wirklichkeit", die uns leidend macht, nicht die Wirklichkeit selbst.

Die Grundtechnik, wie dies zu erreichen ist, besteht in der ständigen Unterscheidung zwischen unseren Wünschen und Ängsten, und UNS, d.h. dem lichten und leichten Bewusstsein, in dem diese Wünsche und Ängste kommen und gehen. Wir sind nicht verurteilt, unserem Unterbewusstsein ausgeliefert zu sein. Langsam aber sicher, durch vertrauensvolle Unterscheidung zwischen dem Vergänglichen und dem Unvergänglichen löst sich die Täuschung, dass man ein begrenzter endlicher, womöglich schuldiger Charakter ist. Was übrig bleibt, ist das Allerselbstverständlichste und Nächste: Wir selbst!